Wie ihr sicher mitbekommen habt wurde heute morgen bekannt das Mark Zuckerberg mit Facebook die Messengerapp Whatsapp aufgekauft hat – für 19 Milliarden US-Dollar. Der High-Tech-Branche scheint das noch nicht so sehr zu schmecken und der Kauf sorgt in den US bisweilen noch zu Verwirrung. Wer jetzt die Hand hebt und fragt „Sind denn meine Daten jetzt überhaupt noch sicher?“ bekommt erstmal die ernüchternde Antwort von mir: Das waren die Daten weder bei Facebook noch bei dem unverschlüsselten Messenger oder besser „Datenkrake“ Whatsapp. Wen die Nachricht jetzt erschreckt hat und wer sichere Whatsapp Alternativen sucht, dem will ich hier eine kurze Übersicht über meiner Meinung nach gute und sichere Whatsapp Alternativen geben.
Natürlich herrscht erstmal große Aufregung nach dem Bekanntwerden des Mega-Deals für Whatsapp-Gründer Jan Koum. Der eigentlich aus einem kleinen ukranischen Dorf stammende US-Bürger gehört jetzt dank des Verkaufs von Whatsapp für knapp 16 Milliarden US Dollar auf einen Schlag zu den Reichsten der USA. Denn immerhin sind das umgerechnet etwa 11,65 Milliarden Euro. Aber soviel lässt sich Facebook die Übernahme des Konkurrenten kosten. Vier Milliarden davon sollen in bar bezahlt werden, den Rest der Summe soll aber in Facebook-Aktien getilgt werden – so Facebook auf seiner Internetseite. In den kommenden Jahren sollen dann noch weitere Aktien im Wert von 3 Milliarden US Dollar an Gründer und Mitarbeiter fließen. Zur Info: Diese Summe stellt die größten Zukauf von Facebook bisher dar. Sogar Instagram konnte der Konzern damals für „nur“ knapp 1 Milliarde US Dollar erstehen.
Facebook erwirbt mit der Übernahme auf einen Schlag die Daten von etwa 450 Millionen Nutzern weltweit. Jetzt könnte der ein oder andere behaupten das Whatsapp ja eigentlich garkeine persönlichen Daten speichert. Schließlich muss man nirgends seinen kompletten Namen angeben oder gar das Alter oder den Wohnort. Das ist jedoch nicht korrekt, denn zu den erworbenen Daten zählen vor allem auch die Daten der Nutzer und deren Adressbücher. Ihr seht worauf das hinaus läuft? Richtig Facebook hat mit einem Schlag eine riesige Menge Daten von Nutzern den eigenen hinzugefügt. So kann Facebook dann leicht durch einen Abgleich mit der Handynummer aus einem beliebigen Adressbuch und dem zugehörigen Namen auf die korrekte Person dahinter schließen. Damit könnte dann beispielsweise aus dem Kontext der Nachrichten die gesendet werden auf ein Kaufinteresse geschlossen werden. Und prompt bekommt man das nächste Mal in Facebook Werbung für die besprochene Produktkategorie. Natürlich ist das derzeit nur Spekulation, jedoch sollte man nicht vergessen, dass Facebook kein wohltätiges Unternehmen ist sondern sein Geld derzeit größtenteils mit nutzerbasierter Werbung verdient. Da stellt sich doch dann die Frage wie lange man sich bei Whatsapp hiervor noch sicher sein kann? Was wird sich ändern?
Nach ersten Aussagen bezüglich Whatsapp und Facebook wird zwar betont, dass sich für die User wohl erstmal nichts ändern wird. So gab Whatsapp ein Statement in seinem Blog ab wonach die Änderungen schlicht beschrieben werden mit „nothing“ – also englisch nichts wird sich ändern. Zuckerberg sagte zu seinen Zielen: „WhatsApp ist auf dem Weg, eine Milliarde Leute miteinander zu verbinden“. Zoum betonte immer, dass Whatsapp die Ausnahme im Internet-Geschäft sei. Über eine geringe Nutzungsgebühr, die jedoch erst sehr spät eingeführt wurde, will sich das Unternehmen finanziert haben. Alleinstellungsmerkmal bisher war hier, dass keine Werbung geschaltet und daher werden auch keine Nutzerdaten ausgewertet werden mussten. Ob diese Aussage aber für die Sicherheit der Nachrichten gesorgt hat ist hinsichtlich der Spitzel-Affären der NSA und CO aber fragwürdig. Denn da Whatsapp seine Nachrichten unverschlüsselt über verschiedene Server – auch in den USA überträgt ist es hier nach meiner Einschätzung fast sicher, dass Nachrichten mitgelesen werden können.
Jetzt wird Whatsapp aber ausgerechnet an ein Unternehmen verkauft, das von Auswertung der Nutzerdaten und benutzerspezifischer Werbung lebt. Ob man hier dann mit den Nutzerdaten noch so sorgsam umgeht wage ich zu bezweifeln. Laut Koum werden wohl weiterhin keine Werbeanzeigen die Kommunikation in Whatsapp stören. Ob dies so bleibt steht abzuwarten.
Wer sich dennoch jetzt mit dem Thema Whatsapp und Sicherheit beschäftigen möchte, dem seien hier einige mehr oder weniger sichere Whatsapp Alternativen vorgeschlagen. Vorteile und Nachteile werden natürlich ebenfalls genannt.
Alternative 1 : SMS:
Wer kennt sie nicht – die gute alte SMS. Wer nicht möchte dass die Amis direkt mitlesen können, dem sei hier doch zur überall erhältlichen SMS geraten. Hier kann dann höchstens der BND mitlesen. Diese versendet die Daten zwar unverschlüsselt, aber ihr braucht kein App dafür und jeder kann die Nachricht auf jedem Handy lesen. Identifikationsmerkmal ist hier ebenfalls die Handynummer.
Beachtet aber dass eine SMS immer noch extra Geld kostet, es sei denn ihr habt eine SMS-Flatrate bei eurem Anbieter.
Vorteile | Nachteile |
jeder kann die Nachrichten empfangen – auch ohne Smartphone | Nachricht wird unverschlüsselt versendet |
keine Nutzung von Cloud-Servern im Ausland | Kostenpflichtig – Zumindest ohne Flatrate |
Keine Gruppenchats | |
Kein kostenloser Bildversand | |
Kein Versand von Sprachnachrichten |
Alternative 2 : App Telegram:
Die app „Telegram“ der Entwickler von Telegramm LLC hat im Vergleich zu Whatsapp viele Vorteile. So kann sie zum beispiel verschlüsselte Nachrichten verschicken und bietet eigentlich den gleichen Funktionsumfang wie Whatsapp. Einige nette Gimmicks erweitern die Funktion jedoch. So kann auch geräteübergreifend gechattet werden. Die App hat auch HIER im Google Play-Store bereits 4,1 Sterne bekommen und fast 100.000 Nutzer gaben für diese App 5 Sterne. Ein genaues Review der App findet ihr zum Beispiel bei androidnext.
Vorteile | Nachteile |
Verschlüsselte Nachrichten im „Snapchat“-Modus möglich. Hier werden die Nachrichten verschlüsselt und können mit einem selbtzerstörungs-Timer versehen werden | Konversationen werden in der Cloud gespeichert, gehen als nie verloren und lassen sich geräteübergreifend synchroniseren. Cloud ist verschlüsselt und bisher ungeknackt – angeblich |
Gleicher Funktionsumfang wie Whatsapp | Identifikation anhand der Handynummer – Adressbuch muss also wieder gescannt werden |
Gruppenchats mit bis zu 200 Leuten möglich (50 waren es bei Whatsapp) | |
Versand von .mp3 und .zip und anderen Dateien unterstützt (konnte Whatsapp nicht) | |
Geräteübergreifender Chat möglich. Immer die gleichen Chats auf Android, iOS, PC, Mac und Linux und sogar ein Google Chrome Browser-Plugin exisiert dank einer Api bereits | |
Identifikation der Kontakte anhand der Handynummer – viele können gefunden werden | |
kostenlos | |
frei von Werbung |
Alternative 3 : App Threema:
Bereits vor kurzem geriet der Messenger „Threema“ des Schweizers Manuel Kasper, einem 30-jährigen Informatiker aus der Nähe von Zürich in die Medien. Sogar das Nachrichtenmagazin Stern hatte damals über die sichere Whatsapp Alternative geschrieben (Link zum Artikel).
Die App bietet den gleichen Funktionsumfang wie Whatsapp, wirkt sehr aufgeräumt und ist mit einem entscheidenden Unterschied ausgestattet: Threema bietet eine sogenannte asymetrische End-to-End-Verschlüsselung. Diese Verschlüsselung garantiert dass nur Absender und Empfänger die Nachrichten im Klartext lesen können und bietet damit im Moment den sichersten Messenger(!). Im Playstore werden hier 4,7 Sterne vergeben! Das ist nahezu die höchste Wertung im Playstore! Geladen werden kann die App im Playstore oder in iTunes.
Vorteile | Nachteile |
Alle Features von Whatsapp und mehr | Kostenpflichtig – 1,79€ einmalig beim Kauf |
Asynchrone Ent-To-End Verschlüsselung | |
Sicherster Messenger derzeit | |
Identifikation über ein ID oder auch mit einem Zugriff auf das Adressbuch (email oder handynummer lässt sich verknüpfen) – man hat aber die Wahl | |
App befindet sich gerade im Wachstum und immer mehr wechseln zu der Alternative | |
Fairer Preis für Sicherheit | |
Zukunftig auch geräteübergreifend nutzbar |
Die App funktioniert dabei sehr einfach und ist im Betrieb mit Whatsapp zu vergleichen. Jedoch muss beim ersten Start noch für Sicherheit gesorgt werden. Dafür wird ein Schlüsselpaar erstellt, welches zum Ver- und entschlüsseln der Nachrichten benötigt wird. Jetzt müssen nur noch die Kontakte hinzugefügt werden. Ganz im Stil von Whatsapp kann man die Freunde und Familienmitglieder einfach anhand der Handynummer oder Email-Adresse finden. Dazu verknüpft man das eigene Konto mit seiner Handynummer und/oder Email-Adresse. Dann kann das eigene Adressebuch nach anderen Threema-Nutzer abgesucht werden. Wer jedoch nicht möchte, dass die App auf die eigenen Kontakte zugreift, kann diese auch per hand hinzufügen. Das geht entweder per Eingabe der achtstelligen ID oder dem Abscannen des QR-Codes direkt aus der App. Das ist komfortabel und erleichtert das Verknüpfen der Kontakte bei persönlichem Kontakt enorm! Ein genaues Review der App werde ich aber nachliefern, sobald ich Zeit dafür finde. Gekauft habe ich sie aber schon und bisher habe ich sogar schon 4 Kontakte in meinem Adressbuch. Im Vergleich zur Anfangszeit von Whatsapp ist das jedoch schon viel. Bleibt abzuwarten ob sich hier Threema durchsetzt.
Verschlüsselt wird die Nachricht übrigens mit einem angeblich sogar NSA-wiederstandsfähigen Verschlüsselung durch die bewährte Kryptografie-Lösung namens „NaCl Cryptography Library“.
(Alternative 4 : App iMessage):
Wer ein iPhone oder anderes Apple Gerät sein eigen nennt, kann natürlich auch die verschlüsselte Kommunikation von iMessage nutzen. Da dies jedoch nur auf Apple-Geräten funktioniert fällt diese Möglichkeit für mich aus dem Rahmen. Dafür kenne ich viel zu viele Android-User. Und ich wage zu bezweifeln dass Apple eine iMessage App für Android herausbringt. Außerdem steht noch die Frage im Raum, ob es wesentlich sicherer ist Apple die eigenen Daten zu Verfügung zu stellen oder Facebook. Der einzige Unterschied bisher ist eigentlich nur, dass Apple sein Geld mit den Geräten und Software verdient, während Facebook nutzerbasierte Werbung verkauft. Da jedoch alle diese Daten auf Server nach Amiland fließen, bin ich sowieso skeptisch. Denn hier brauchen bekanntlich die amerikanischen Strafverfolgungsorganisationen und sämtlichen anderen Geheimdienste nur kurz die Hand zu heben und schon sind die Daten nicht mehr bei den Nutzer oder Facebook, etc. Gezeigt hat uns das Edward Snowden mit seinem tapferen Einsatz.
Vorteile | Nachteile |
bereits im iPhone integriert | Kostenpflichtig auf Tablett und iMac |
End-To-End Verschlüsselung (angeblich) | fehlende Kompatibilität mit Android und Windows Nutzern |
Geräteübergreifend nutzbar |
Fazit:
Wer sich eine kostenlose App wünscht und einen zuverlässigen Datenschutz haben möchte, der sollte mal in der Realität ankommen und sich fragen ob das noch eine realistische Vorstellung ist. Ich handele prinzipiell nach dem Grundsatz „Wenn etwas kostenlos für dich ist, dann bist du die Ware“. Genau dieses Credo ist zum Beispiel beim blauen Riesen Facebook sehr stark ausgeprägt.
Meiner Ansicht nach bietet Threema den besten Schutz, die größte Sicherheit und viele tolle Funktionen. Mittlerweile habe ich die App installiert und vermisse bis auf die noch fehlenden Nutzer nichts. Whatsapp werde ich vorerst aus Sicherheitsgründen mal nicht mehr aktiv nutzen und für belangloses daher wieder auf die SMS umsteigen. Eine weitere Nutzung dieser Datenkrake Whatsapp kommt für mich aber nach diesen News nicht mehr in Frage. Zur Sicherheit des eigenen Telefonbuchs und der Nutzerdaten macht es außerdem Sinn sich direkt von Whatsapp abzumelden. Wie das geht erfahrt ihr in diesem Artikel.
Jetzt noch ein kurzer Aufruf in eigener Sache:
Lasst euch eure Privatsphäre nicht einfach so rauben und versucht eure Faulheit nicht mit Argument wie „Meine Daten hatten die eh schon“ zu rechtfertigen. Wehrt euch. Es ist einfach und alle können dabei sein. Also ran ans Handy, Threema laden und alle Freunde und Bekannte einladen und davon erzählen! Ich freue mich auf euch und eure Nachrichten.
Lustige Anekdote zum Schluss:
Jan Koum und Brian Acton, die beiden Gründer von Whatsapp hatten sich bei Facebook 2007 beworben. Nach ihrer Karriere bei Yahoo wollten die beiden bei Facebook durchstarten – daraus wurde jedoch nichts, weil Zuckerbergs Firma die beiden damals nicht wollte. Tja so kanns gehen…
Weitere Alternativen rein vor dem Messenger-Gedanken wären noch. Vorgestellt werden diese gut bei androidnext:
Hey danke für die tolle Übersicht. Habe jetzt auch zu Threema gewechselt. Eine tolle App.Danke für den Bericht. Hatte garnicht so ganz verstanden worüber sich alle so aufregen…