Vom Eigenbrötler zum Teamplayer

Screenshot Watchdogs

Das Bild des Eigenbrötlers, der alleine in seinem Kinderzimmer sitzt und den ganzen Tag am Computer sitzt und spielt, ist schon seit geraumer Zeit veraltet. Mit der rasanten Entwicklung des Internets hat sich auch das Spielverhalten der meisten Gamer verändert. War es in den späten 80er und 90er Jahren unumgänglich, dass man sich, wenn man zocken wollte, an seinen Home PC oder seine Konsole zurückzog und sich somit auch zwangsläufig der sozialen Isolation preisgab, so spielen heutzutage die meisten Gamer online und sind somit zumindest virtuell sozial aktiv.

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Internet Technologie hat aufgeholt

Einer der Gründe dafür, dass Gamer so lange in ihrem eigenen Kämmerlein vor sich hin gespielt haben, ist, dass die Technologie bei den Computer- und Videospielen viel weiter entwickelt war als die Internet-Technologien. Das hat sich inzwischen natürlich geändert. Selbst wenn man es nach wie vor vorzieht, alleine zu spielen, so kann man heute doch ganz einfach sein Erlebnis und auch seine Ergebnisse kinderleicht über soziale Medien und Blogs ins Netz stellen und andere daran teilhaben lassen.

3 von 4 Gamern spielen online

Laut einer Studie spielen mindestens 75 % aller Spieler online. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Bei bestimmten Spielen kann man gegen andere Spieler antreten und sich mit ihnen messen, bei anderen Spielen kann man sich wiederum in Teams zusammenschließen und gemeinsam gegen andere Teams antreten. Die Gamer treffen sich heutzutage auch viel häufiger physisch, um ein bestimmtes Spiel gemeinsam oder abwechselnd zu spielen. Teilweise schließen sich professionelle Spieler gar zu Hausgemeinschaften zusammen, um gemeinsam trainieren zu können. Und natürlich haben die Gamer inzwischen auch längst ihre eigenen Messen, Conventions und Fantreffen.

Dota 2
Dota 2 (Credits : https://assets.vg247.com/current//2014/08/dota-2-official.jpg )

Ganz allgemein kann man sagen, dass der sogenannte eSports immer mehr auch zum gesellschaftlichen Ereignis avanciert. Menschen treffen sich, um sich große Turniere, wie beispielsweise das größte Dota2 Event „The International“, live im TV oder im Internet anzuschauen. Die erfolgreichsten Multiplayer Online Games, wie Dota2, League of Legends (LoL) oder CS:GO haben ihre eigenen Ligen und Weltmeisterschaften. LoL wird täglich von ca. 34 Millionen Menschen online gespielt und die LoL World Championships 2015 verfolgten weit über 300 (!) Millionen Menschen weltweit online zu Hause an ihren Computern. Zu den großen Events in Deutschland, wie beispielsweise der ESL Pro Series, kommen bereits bis zu 5.000 Leute. In Asien und Nordamerika haben die besten Pros Kultstatus, werden gefeiert wie Popstars und verkaufen riesige Hallen, manchmal gar Stadien aus. Wenn man live und hautnah dabei sein will, muss man besonders schnell sein, denn die Tickets für diese Veranstaltungen sind binnen weniger Stunden vergriffen.

Man trifft sich Online
Spätestens seit Skype gehören Online Treffen und Gespräche mit an die Tagesordnung. Und diese ständige Vernetzung mit anderen trägt dazu bei, dass aus Einzelspielern immer mehr Teamplayer werden. Mit dem Fantasy Rollenspiel „World of Warcraft“ hat Spieleentwickler Blizzard Entertainment 2004 den Grundstein für den heute fast standardmäßig enthaltenen Mehrspieler Modus gelegt. Die Innovation bei WoW lag darin, dass man nicht nur in seiner eigenen Welt gegen eine KI spielt, sondern man teilt sich die Spielewelt mit anderen und trifft somit auf echte Menschen. Dies eröffnete Entwicklern und Spielern ganz neue Möglichkeiten und führte dazu, dass WoW zum erfolgreichsten MMORPG (Online Rollenspiel) mit über 100 Millionen erstellten Konten wurde.
So ist es kein Wunder, dass sich das Image von Videospielen und das Spielverhalten nach und nach grundlegend verändert hat. Alle Spiele drängen in die Richtung vernetztes Spiel, Mensch gegen Mensch. Und dieser Spieletrend setzt sich weiter fort. Daher werden Turniere und Meisterschaften immer beliebter, denn Gamer wollen sich mit anderen spielen und sich messen. Es ist kein Wunder, dass der E-Sport in den letzten Jahren immer mehr an Poularität gewonnen hat. Doch auch bei anderen Spielen sind Turniere gerne gesehen. Die European Poker Tour von Pokerstars zum Beispiel versammelt Fans des Online Poker in ganz Europa, genau so wie E-Sport Teams auch ganze Hallen füllen. Man möchte teilnehmen und dabei sein und so verwischen die Grenzen von virtuellem und wirklichen Spiel.
Die Nachfrage geht eben immer weiter in Richtung gemeinsames Spielen. Das geplante Spiel Fable Legends, welches vor kurzem wegen der eventuell bevorstehenden Schließung des Entwicklers Lionhead Studios abgesagt wurde, wollte sogar einen Schritt weiter gehen – es war geplant Spieler am Computer und der Xbox One Konsole zu verbinden und erstmals ein solches plattform-übergreifendes Spiel zu entwickeln. Doch Fable Legends wird sicher nicht das einzige Spiel bleiben, das auf diesem Trend aufbauen wird, denn Spieler rücken immer mehr zusammen.

Auch Foren, Blogs oder Videoplattformen, wie z.B. Twitch, haben momentan Hochkonjunktur. Hier kann ein jeder, der meint etwas zum Thema Gaming sagen zu haben, seine Meinung, Kritik oder Tipps ins Netz stellen. Über Einträge, Kommentare und Beiträge gibt es jede Menge Möglichkeiten, mit Gleichgesinnten zu kommunizieren und sich gegebenenfalls auch sich zu sozialisieren. Gerade Videoplattformen wie Twitch erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Jeder hat heutzutage eine interne oder externe Webcam. Die Qualität spielt inzwischen auch nicht mehr wirklich eine Rolle, da die meisten neuen Geräte eine völlig ausreichende Qualität haben, um einen Videoblog oder Ähnliches aufzunehmen. Falls man live streamt, ist natürlich eine entsprechend schnelle und stabile Internetverbindung enorm wichtig. Aber ist das alles gegeben und man meint, genug Leute im Internet finden zu können, die es interessant finden, einem zuzuhören, während man über die neuesten Rollenspiele, Ego Shooter, Strategiespiele oder Pokerturniere spricht, kann man loslegen.
Und so hat sich Gaming zu einem Mainstream Phänomenen entwickelt. Man spielt nicht mehr nur alleine, sondern kann per Online Modus gegen andere Spieler antreten oder sich gleich mit Freunden zum Zocken verabreden. Beim Gaming ist man nicht alleine – es ist eine neue Art seine sozialen Kontakte zu pflegen und miteinander Spaß zu haben.

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