Viele Menschen träumen davon finanziell unabhängig zu sein. Aber etwas dafür tun, das sehe ich bei den wenigsten. Wenn ich meine Kollegen so höre, dann heißt es oft, dass sie nicht bis 67 arbeiten wollen und gerne mehr Freizeit hätten usw. Aber wenn ich frage, ob sie denn in Aktien oder Immobilien investieren, dann heißt es meist nur: „Nein, denn da könnte ich ja Geld verlieren“.
Ja, dieses menschliche Beharrertum. Es ist sogar wissenschaftlich nachgewiesen, dass Menschen diesbezüglich total irrational agieren. Hier der Beweis. Ihr habt die Wahl zwischen 2 Spielen:
- Spiel 1: Ihr könnt 500 Euro gewinnen – aber auch 100 EUR verlieren. Die Chancen für einen Gewinn stehen bei 80%.
- Spiel 2: Ihr könnt 50 gewinnen oder Null. Die Gewinnwahrscheinlichkeit liegt bei 30%.
Die meisten Menschen würden hier Spiel 2 bevorzugen, weil sie mehr Angst davor haben, ein wenig was zu verlieren als die Chance darauf viel mehr zu gewinnen. Jeder, der Ahnung von Stochastik hat, der kann hier nur die Stirn runzeln. Wer so denkt, der sollte lieber zur Arbeit gehen und nie wieder an Passiveinkommen denken.
Wer mit Investments erfolgreich sein will, der muss gewisse Verluste in Kauf nehmen. Das ist leider so. Aber das Gute ist: man kann die Verluste kontrollieren, so dass es nicht nur zum Glücksspiel wird. Daher zeige ich euch meine Grundregeln beim Investieren:
Regel 1: Dividende ist King / Der Markt macht den Kurs
Ich kenne viele Leute, die beobachten Aktienkurse und Firmen und grübeln dann ewig darüber, ob das Geschäftsmodell eine Zukunft hat. Als Controller, der in mehreren Firmen bei der Budgetierung beteiligt war kann ich nur sagen, dass selbst die Firma selbst meist keine Ahnung hat, wie sich die Geschäfte entwickeln. Wenn dann jetzt einer von Extern kommt und meint er könnte das besser, dann sage ich nur eins: Bullshit. Der Markt macht den Kurs und nicht eure Gedanken darüber, wie sich eine Firma entwickeln wird.
Ich kümmere mich daher nicht um Geschäftsmodelle. Was mich interessiert, das ist der Kursverlauf, wie er bisher war und die Dividenden. Geeignete Aktien suche ich im Dividendenkalender. Dort schaue ich nach, welche Firmen in Kürze etwas ausschütten. Dann sehe ich mir den Chart an. Wenn dort eine gerade Linie nach oben verläuft, dann reicht mir das. Hat sie Schwankungen und Ausbrüche, dann interessiert sich mich nicht. Wichtig ist noch, dass ihr den Ex-Dividende-Tag auscheckt, nicht dass ihr aus der Zahlungsfrist herausrutscht.
Normalerweise kaufe ich eine Aktie kurz vor der Ex-Dividende. Dann kommt die Auszahlung und der Kurs sinkt kurzzeitig. Wenn jetzt aber nichts passiert, dass das Geschäftsmodell der Firma über den Haufen wirft, dann steigt der Kurs normalerweise wieder genauso weiter wie vorher. Dann kann ich verkaufen – mit Gewinn und mit der Dividende ich meiner Tasche. Dieses Geld kann ich nun reinvestieren. So könnt ihr also teilweise 5-10 Dividendenauszahlungen pro Jahr erhalten, plus Kursgewinne verbuchen.
Regel 2: Streue und begrenze die Verluste
Wenn man ein Aktiendepot hat, dann besteht dort die Möglichkeit, dass man seinen Positionen einen Kurs zuweist, bei dem ein automatischer Verkauf ausgelöst wird. Das nennt man einen Stop-Loss(SL). Wenn ihr eine Aktie für 100 EUR gekauft habt, dann könnt ihr dort einstellen, dass sie verkauft wird, wenn der Kurs unter 90 EUR sinkt. So begrenzt ihr den Verlust auf ein Maximum von 10%. Den SL kann man natürlich auch setzen, wenn die Aktie auf 200 EUR steigt und ihr möchtet dann die Gewinne bei 190 EUR sichern. Auch das geht natürlich. Und das solltet ihr auch immer wieder tun – den SL nach oben nachpflegen.
Grundsätzlich mache ich es zum Beispiel so, dass ich bei allen Aktien beim Kauf einen SL von bis zu -10% setze. Wenn eines dieser Limits ausgelöst wird, dann ist es halt so. Aber die anderen Positionen kompensieren das normalerweise, weil ich breit genug gestreut bin. Damit kann ich also nie mehr als 10% meines Geldes verlieren.
Jetzt kommt der Clou: Aktien, die Gewinne machen, die können theoretisch für immer nach oben gehen. Das meinte ich mit Kontrolle: Verluste kann man deckeln – Gewinne sind nach oben offen. Daher ist für mich das Investment in Aktien sinnvoller als jedes andere Spiel, mit dem man Geld macht. Im gewissen Sinn ist die Börse ja auch nur ein Glücksspiel, nur sind dort die Wahrscheinlichkeiten nicht so genau beziffert, wie beim Roulette oder Black Jack usw. Das ist der wichtigste Unterschied. Im Casino kann man die Gewinnwahrscheinlichkeiten und die Verluste exakt vorherberechnen. Wem das lieber ist, der kann natürlich auch im besten Online-Casino sein Glück machen, keine Frage. Es ist zwar so ausgelegt, dass immer die Bank gewinnt, aber mit einem guten System kann man auch dort gut verdienen.
Regel 3: ETF´s und Währungskurse
Wer keine Lust auf die Action mit den Dividenden hat, dem empfehle ich lieber den Kauf von ETF´s oder auch Indexfonds genannt. Das ist so, als würde man ein Stück Dax oder Dow Jones kaufen. Damit federt man die Ausschweifungen von Einzelaktien ab und investiert in sehr solide Firmen.
Zudem könnt ihr aber auch an den Währungskursen verdienen. Zum Beispiel hat die US-Notenbank bereits seit Jahren angefangen die Zinsen zu erhöhen, während die Eurozone noch immer hart mit der Finanzkrise von 2008 kämpft. Wer in einer solchen Zeit in US-Aktien investiert, der wird nicht nur von deren steigenden Kursen profitieren, sondern tendenziell auch davon, dass der Wert des Dollars steigt, weil die FED die Zinsen anhebt. Das ist meistens so, denn da wo es Zinsen zu holen gibt, da verschieben die Leute das Geld hin. Dadurch geht der Wert einer Währung hoch.
So, das sind so meine Investmentregeln. Ich hoffe ihr habt jetzt einen kleinen Überblick.