Wenn man über den Fußball in der deutschen Bundesliga spricht, dreht es sich häufig gar nicht um die Meisterschaft, sondern die Frage, welche Teams die restlichen Qualifikationsplätze für die Champions League und Europa League belegen werden. Dies liegt einfach daran, dass die Meisterschaft häufig schon feststeht. Meist ist es der FC Bayern München als Rekordmeister, der sich den Titel sichert. Der größte Konkurrent dabei ist seit vielen Jahren schon Borussia Dortmund. Der Verein ist der einzige, der es geschafft hatte die Bayern schon effektiv herauszufordern. Trotz allem handelt es sich bei der Bundesliga um eine Liga, bei der man nur vom Sieg zweier Mannschaften ausgehen würde. Ähnlich verhält es sich in anderen europäischen Topligen, inklusive der spanischen La Liga. Als große Ausnahme sticht die englische Premier League hervor. Was macht Englands Fußballliga dabei so besonders?
Fußball in der Premier League ist höchst wettbewerbsfähig. Dort steht die Meisterschaft nicht schon lange Zeit fest und es ist auch kein Kampf zwischen zwei oder drei Toprivalen. Ganz im Gegenteil wird es oft sehr schwer bestimmen zu können, wer in einer Saison triumphiert. Das liegt daran, dass es sechs Mannschaften sind, die realistische Chancen auf den Titel haben. Schaut man sich die Namen dieser Mannschaften an, wird schnell klar, dass es sich dabei auch um bekannte Favoriten handelt. Manchester United, Manchester City, Liverpool, Chelsea, Arsenal und Tottenham Hotspur gehören immer zu den Anwärtern und lösen sich gegenseitig von den oberen Plätzen in der Liga ab. Dabei haben Trainerwechsel, Spielerausfälle und Strategieänderungen große Auswirkungen auf die Leistung der Mannschaften, weshalb es bei den Top 6 zu einer unvergleichbaren Dynamik kommt. Genau dies macht die Jagd nach der Meisterschaft in der englischen Liga unberechenbarer und somit auch spannender. Hinzu kommt, dass man auch immer wieder mit Überraschungen rechnen muss. Dies kann man besonders gut am Beispiel von Leicester City sehen. Der Club schaffte es für die Saison 2014/15 erstmalig in die Premier League aufsteigen zu können. Dies alleine war schon bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass der Verein ursprünglich aus der Dritten Liga kam. Doch die richtige Überraschung passierte, als Leicester sich in der der folgenden Saison gegen alle Topmannschaften durchsetzen und die Meisterschaft gewinnen konnte.
Überraschungen und große Kämpfe finden dabei nicht nur an der Spitze der Liga statt. Auch die Abstiegskämpfe sind sehr dramatisch, da man nicht in der Lage ist im Voraus sagen zu können, welche Mannschaft zu den typischen Abstiegskandidaten gehört. In der aktuellen Saison der Premier League wird das Drama am Tabellenende besonders deutlich. Ein Beispiel hierfür ist der krasse Außenseiter Huddersfield Town. Die Mannschaft konnte in der vorherigen Saison aufsteigen, liegt aber nun abgeschlagen auf dem letzten Platz. Passiert kein Wunder wird die Mannschaft wieder direkt in die zweite Liga absteigen. Die besten Chancen hätte Huddersfield dabei gehabt gegen ebenfalls abstiegsgefährdete Mannschaften wie den FC Burnley Erfolge, zu erzielen. Doch auch Fulham und Southhampton kämpfen darum den rettenden 17. Platz doch noch zu erreichen und sind damit im direkten Wettbewerb mit Cardiff City oder auch Newcastle. Der Punkteabstand ist dabei sehr knapp und lässt viele Szenarien offen. Der Überraschungsmeister von 2016 Leicester City liegt übrigens im sicheren Mittelfeld und konnte sich in der Liga stabilisieren. Doch wenn man die Dynamik der Liga bedenkt, gibt es keine Versicherungen.
Interessant ist dabei, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass es solch eine Vielseitigkeit in der englischen Liga gibt. Dies liegt zum einen an den Spielern selber. Zwar spielen die allerbesten Fußballer wie Ronaldo oder Messi in Spanien, doch schaut man sich die Qualität der Spieler generell an, erkennt man, dass viele internationale bekannte Namen über die englische Premier League hinweg verteilt sind. Dies hebt die Qualität vieler Mannschaften und nicht nur die des Topvereins. Gute Spieler sind natürlich auch teurer, doch in der Premier League bekommen auch kleinere Mannschaften die Chancen finanziell mit den großen Teams konkurrieren zu können. Dies liegt an der Verteilung der TV-, Werbe- und Preisgelder. Diese werden nämlich gleichmäßig an alle Mannschaften der Premier League verteilt, was zu dem Phänomen führt, dass Absteiger mehr Gelder als der FC Bayern erhalten. Die gleichmäßige Verteilung der Gelder ist auch finanziell möglich, da die Premier League so wie keine andere Liga international Beachtung bekommt. Dies liegt an den breit gefächerten Fernsehübertragungen, aber auch den qualitativ hochwertigen Stadien. Die Premier League macht dem Mutterland des Fußballs also alle Ehre.